Ein Krimi bis tief in die Nacht

00:11 Uhr in Kerpen. Es wird der letzte Ballwechsel in einem teilweise sehr hochklassigen Landesliga-Spiel bestritten. Ein Returnfehler besiegelt das Ende eines über vier Stunden dauernden Spiel…mit der Erkenntnis, dass man da aufhört wo man um 20 Uhr begonnen hat: bei einem Unentschieden.
In der Begrüßung durch die Gastmannschaft wurde bereits darauf hingewiesen, dass es sich bei der an diesem Tage stattfinden Partie um ein Spitzenspiel handeln würde. Allegorien aus der Fussball-Bundesliga, dass aufgrund der Tabellenkonstellation Union Berlin gegen den SC Freiburg spielen würden, wurde mit Heiterkeit beantwortet. Allerdings hielt das Duell, was es versprach.

Dramaturgie der Ereignisse

Die dramaturgische Reihenfolge: Durch die Anwesenheit der nominell besten Spieler, konnte die TTG auf die bewährten Doppelpaarungen zurückgreifen. Henne/Engqvist brachten ihr Auftaktspiel sehr souverän „nach Hause“.
Hindes ließen sich Burchardt/Manzius trotz deutlicher Führung noch das Spiel aus der Hand nehmen und mussten den Gastgebern gratulieren. Apostel und Rypa fanden in ihrem Doppel nie richtig ins Spiel und waren am Ende deutlich unterlegen.

Bärenstarkes oberes Paarkreuz

Dominik Henne entnervte seinen Gegner mit seiner konstant inkonstanten Spielweise über vier Sätze. Der ständige Wechsel zwischen absoluter Passivität und überfallartigen Offensivhandlungen, war für seinen Kontrahenten spieltaktisch nicht zu kontern.
Chris Apostel bewies einmal mehr, dass er sich in bestechender Form befindet und rang seinen Spielpartner in drei engen Sätzen nieder.

Durch die erstmalige Führung beflügelt, ließ Christian Manzius in seinem Einzel gar nichts zu und gewann im Schnelldurchgang – Dinge gibt es…
Thomas Burchardt spielte sich in den ersten beiden Sätzen seinen Frust aus dem Doppel von der Seele und zeigte tollen Sport. Sehr zum eigenen Leidwesen, lief es in der Folgezeit leider nicht mehr rund und die Fehlerquellen – für ihn sehr ungewohnt in der Häufigkeit – aus dem Doppel traten wieder zum Vorschein. Am Ende musste er sich nach fünf Sätzen doch noch geschlagen geben.

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind

Im unteren Paarkreuz agierten Björn Engqvist und Kamil Rypa parallel. Nach gutem Start konnte Kamil das Niveau leider nicht aufrecht halten, was in einer Niederlage endete. Björn hingegen machte es besser und spielte seine ganze Routine am Ende des Spiels aus. „Gazellenartige“ Bewegungen, (Anmerkung: der Redakteur ist in der Fauna nicht ganz so firm) im Laufe des fünften Satzes, motivierten Teile der TTG Mannschaft diese „frenetisch“ zu feiern. Der Vorsprung war wieder hergestellt.

Gazelle Björn

Dominik Henne macht „Dominik-Sachen“

Die ganze Bandbreite der bereits erwähnten Spielweise wurde seitens Dominiks auch in seinem zweiten Einzel noch einmal eindrucksvoll zur Schau gestellt. Resultat, ein völlig konsternierter Spitzenspiel der Gastmannschaft.
Sehr schade war es, dass Chris es in seinem zweiten Spiel nicht gelang, an die gute Leistung seiner Auftaktpartie anzuknüpfen. Der knappe Vorsprung hatte jedoch weiterhin Bestand.

TTG Langenfeld - Dominik Henne
TTG Langenfeld – Dominik Henne

Nervenkrimi deluxe

Der Nervenkrimi startete nun. Trotz vorgerückter Stunde wurde die Partie von noch sehr vielen interessierten Zuschauern beobachtet, die nun vollends auf ihre Kosten kamen.
Den Anfang machte Thomas, der in einem ständigen hin und her mit seinem Gegner agierte. 4 der 5 Sätze gingen in die Verlängerung und gipfelten in einer nervlichen Zerreißprobe. Das Glück des Tüchtigen war auf Seiten Thomas‘ und somit der TTG, als er den „Kampf“ mit 15:13 im Entscheidungssatz für sich entscheiden konnte.
Wer glaubt dies ließ sich nicht mehr toppen, musste nicht lange warten, um eines Besseren belehrt zu werden. Christian verschlief zunächst gänzlich den Start seines Spiel und sah sich Mitte des dritten Satzes eines 0:2 Satz-, sowie 1:6 Spielrückstands entgegen.
Gute 15 Minuten später hatte er selbst eine 10:6 Führung im Entscheidungssatz und wägte sich auf der Siegerstraße. Passend zum Verlauf vieler Spiele an diesem Abend, wurde auch dieser Spielstand gedreht und der Spieler der Gastgeber-Mannschaft triumphierte in der Verlängerung

Kein Spiel für schwache Nerven

Angestachelt von den vorherigen Partien ließ es sich der Mannschaftsführer nicht nehmen um in das gleiche „Horn zu tuten“. Wie sollte es anders sein, als das es über die volle Distanz ging. Jedes Mal, wenn man der Annahme war, dass einer der Spieler nun die Oberhand gewonnen hatte und auf der Siegerstraße sei, wurde dies sofort gekontert. Ein Spiel mit gefühlt 20 Wendungen. Am Ende stand ein weiterer Sieg für die TTG Langenich auf dem Papier.

Kamil Rypa hatte leider nicht seinen besten Tag erwischt und agierte nach eigenen Worten zu passiv und nur darum bemüht, den „Ball im Spiel zu halten“. Allerdings muss man seinem jungen Kontrahenten zu der blitzsauberen Vorstellung gratulieren, die er ungefährdet ins Ziel brachte.

Abschlussdoppel muss entscheiden

Die finale Paarung des Abends bestritten die Topdoppel der beiden Mannschaften. Nach sehr gutem Start der Herren Henne und Engqvist, wurden die Gastgeber immer sicherer und spielten auf maximalem Niveau. Dabei muss erwähnt sein, dass Dominik und Björn nicht schlechter agierten, jedoch in teils langen Rallyes öfter das Nachsehen hatten.
Mitte des vierten Satzes waren die Hausherren auf der Siegerstraße. Doch wie zeigte es der Verlauf des Abends, heute ist nichts linear. In einem Kraftakt war es unseren Jungs möglich, das Ruder erneut rumzureißen und am Ende den Matchball zum verdienten Punkterfolg zu verwandeln.

Abschlussdoppel Henne/Engqvist im Spitzenspiel ohne Sieger
Hatten alles Griff… Doppel Henne/Engqvist

Fazit

Was war das? Es war ein unfassbar FAIRES Spiel, bei dem sich beide Mannschaften auf Augenhöhe, dem nötigen Respekt und final auch mit geteilter Zufriedenheit begegneten. Das Spiel hatte keinen Sieger verdient und so kam es auch. Auch wenn man zu Teilen mit persönlich falschen Entscheidungen im Laufe des Abends haderte, so bleibt unter dem Strich ein dennoch „okayes“ Gefühl.
Wir lernen daraus, dass Union gegen Freiburg ein Spitzenspiel ist und Tischtennis nicht immer prognostizierbar. Abschließend soll nicht unerwähnt bleiben, dass dieses Spiel mit allen Teilnehmern nur durch die Bereitschaft der Gastgeber aus Langenich möglich war, die einer Verlegung zugestimmt hatten – Danke noch einmal an dieser Stelle dafür.

Ausblick

Sonntag geht es bereits weiter. Die TTG empfängt in heimischer Halle die Gäste aus Unterbruch-Karken. Wieder eine Blackbox, da sich die Wege bis dato noch nicht gekreuzt haben. Wir haben Lust und sind motiviert.

Es spielten:
Henne/Engqvist 2:0
Burchardt/Manzius 0:1
Apostel/Rypa 0:1
Henne 2:0
Apostel 1:1
Burchardt 1:1
Manzius 1:1
Engqvist 1:1
Rypa 0:2